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Soziales Training in der JVA Uelzen

Menschenbild


Der Mensch ist ein soziales Wesen, d.h. er kann nicht ohne Beziehungen zu anderen Menschen leben. Die treibende Kraft eines jeden Menschen ist sein Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Entwickelt er psychische oder körperliche Symptome, ist dies immer auch im Zusammenhang mit der Art und Qualität seiner Beziehungen zu anderen Menschen zu sehen. Fühlt er sich zugehörig, erlebt er den Zustand sozialer Gleichwertigkeit.
Der Mensch wird als unteilbare Einheit (lat. "individuum" = ungeteilt) von Körper, Geist und Seele betrachtet. Sein Denken, Fühlen und Handeln bedingen sich gegenseitig und sind nicht losgelöst voneinander zu verstehen.
Der Mensch ist ein zielorientiertes Wesen. Ziele sind die Antriebskräfte seines Verhaltens. Die Ziele sind subjektiv und werden oft unbewusst eingesetzt. Sind den Menschen ihre Ziele bewusst, haben sie immer auch die Möglichkeit, diese zu ändern oder loszulassen. Das macht Selbstbestimmung möglich.

In diesen Grundannahmen liegen auch der Anknüpfungspunkt und die Chance zur Weiterentwicklung für jeden Menschen zu jeder Zeit - und die Möglichkeit, durch Trainings und persönliche Beratung Änderungen herbeizuführen.

Gesetzliche Vorgaben


NAV Nr. 1 zu § 37: Soziales Training in Justizvollzugsanstalten
Soziales Training ist eine Maßnahme der Aus- und Weiterbildung. Es erweitert die Eingliederungshilfen in den Justizvollzugsanstalten. Soziales Training greift Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung auf und verbessert die Handlungskompetenz der Gefangenen in Alltagssituationen. Die Gefangenen erhalten die Möglichkeit, sich Wissen und Fähigkeiten anzueignen, Einstellungen und Verhalten zu verändern, um nach der Entlassung in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten führen zu können (§ 2).

Trainingsinhalte

Themenangebote analog "Dr. Manfred Otto"

  • Arbeit und Beruf
  • Rechte und Pflichten
  • Geld und Schulden
  • Sport und Freizeit
  • Soziale Beziehungen und Familie

Das Thema Drogen wurde herausgenommen aufgrund der spezifischen Angebote im hiesigen Suchtberatungsdienst.

Themenangebote analog "Gruppentraining sozialer Kompetenzen"

  • Stärke und Schwächen
  • Gefühle
  • Selbstsicheres Verhalten
  • Körpersprache
  • Kommunikation
  • Lebensplanung

Die soziale Lernphase des Gruppentrainings wird in vier Lernziele aufgegliedert:

  • Bewusstmachung


Im"Feed-back" werden eigene und fremde Einstellungen und Verhaltensweisen bewertet. Die Bewusstmachung von Problemen, Defiziten, Bedürfnissen, Änderungswünschen und Stärken ist Gegenstand der Gruppenarbeit.


  • Wissenserwerb


Mit Erarbeitungsunterricht wird zunächst von dem vorhandenen Wissen und den Erfahrungen der Gruppe ausgegangen. Vorrangig geht es um Vermittlung von Allgemeinwissen bis hin zu differenzierten Themen durch den Gruppenleiter (Informations-Input).


  • Lösungsmöglichkeiten


Das methodische Vorgehen orientiert sich an schlüssigen Überlegungen:
Abklärung der Ziele, Sammlung von Lösungswegen, Berücksichtigung der Konsequenzen,
Entscheidung für eine Lösungsstrategie.
"Neue" Perspektiven können über Versuch-Irrtum-Lernen entwickelt werden.


  • Rollenspiel als Quasi Realität


Das Rollenspiel enthält in verdichteter Form Elemente des sozialen Lernprozesses, nämlich Lernen durch Rückmeldung und Nachahmungslernen und ist gleichzeitig ein Experimentierfeld für die Anwendung neuer Verhaltensweisen.
In den Gruppensitzungen sollen für jeden Themenbereich die Lernziele in der angegebenen Reihenfolge eingeübt werden.

Ausrichtung


Soziales Training ist zielorientierte Gruppenarbeit zur Ausbildung konkreter Lebenshilfen und sozialer Fertigkeiten.

Zielsetzung einer Gruppenmaßnahme sollte sein, Gefangene in ihren Veränderungsbemühungen zu unterstützen und sie zu befähigen, zu einer Veränderungsbereitschaft zu finden, die eine günstige Sozialprognose möglich werden lässt. Es kann sowohl als klassisch entlassungsvorbereitende Maßnahme als auch ein von der Vollzugsdauer zeitlich unabhängiges Training gesehen und ausgerichtet werden.
Ein besonderer Schwerpunkt soll auf eine Stärkung der Eigenverantwortung im Hinblick auf ein Leben in Freiheit, die Erlangung von sozialen Kompetenzen, angemessene Einstellungen, ein flexibles Verhaltensrepertoire und Sicherheit durch Informationsvermittlung gelegt werden.

Kompaktkurs


Soziales Training als Blocksystem
Der Kompaktkurs sollte dreimal jährlich über einen Zeitraum von drei Monaten stattfinden. Pro Monat wird mit 10-12 Teilnehmern eins der vorgenannten Themen bearbeitet.
Die Auswahl der drei Themeninhalte obliegt der Gruppe

Wochenkurs


Maßnahme mit 10 - 12 Teilnehmern zu den Trainingsinhalten "Dr. Otto" oder "Soziale Kompetenzen"
Die Auswahl von fünf Trainingsinhalten obliegt der Gruppe, dabei werden drei Trainingsinhalte aus dem ersten Themenbereich und zwei Trainingsinhalte aus dem zweiten Themenbereich ausgewählt.

Alle Gruppensitzungen finden in einem Schulraum oder im Kirchenraum statt, in welchen auch die erforderlichen technischen Geräte und Materialien zur Verfügung stehen.

Foto: Teilnehmer eines Workshops beschriften Flipcharts.   Bildrechte: Pixabay
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